Passivrauchen: 600.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen

GENF (ple). Mehr als eine halbe Million Menschen sterben einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge jedes Jahr an den Folgen von Passivrauchen. Vor allem Kinder sollten stärker als bisher vor den Schadstoffen geschützt werden, fordert die Deutsche Krebshilfe.

Weltweit gibt es etwa eine Milliarde Raucher. Erstmals hat nun die WHO in Zusammenarbeit mit skandinavischen Wissenschaftlern die Auswirkungen von Passivrauchen auf Kinder und erwachsene Nichtraucher in mehr als 190 Ländern untersucht. Die aktuellsten Daten, die ihnen für die Analyse zur Verfügung standen, stammen aus dem Jahr 2004 (Lancet online).

Den Schätzungen der WHO zufolge beruht weltweit ein Prozent der Todesfälle pro Jahr auf Erkrankungen als Folge des Passivrauchens, also etwa koronare Herzkrankheit, Infektionen der unteren Atemwege und Lungenkrebs.

Das sind etwa 603 000 Todesfälle jedes Jahr. Die Wissenschaftler um Dr. Annette Prüss-Ustün aus Genf haben zudem herausgefunden, dass sich durch das Passivrauchen im Jahr 2004 die DALYs (disability-adjusted life-years) auf fast 11 Millionen summierte; 61 Prozent davon betrafen Kinder und bei ihnen vor allem aufgrund von Infektionen der unteren Atemwege Kinder unter fünf Jahren.

DALY ist ein Maß für die Lebensqualität, also die Beeinträchtigung des normalen, beschwerdefreien Lebens durch eine Krankheit und den Verlust an Lebensjahren durch vorzeitigen Tod.

Fast 50 Prozent der Todesfälle sind Frauen

Von den mehr als 600 000 Menschen, die an den Folgen von Passivrauchen gestorben sind, war bei 380 000 eine koronare Herzkrankheit die Ursache, bei 165 000 Menschen waren es Infektionen der unteren Atemwege, bei 36 000 war es Asthma und bei 41 000 Lungenkrebs.

Am stärksten betroffen von den tödlichen Folgen des Passivrauchens sind erwachsene Frauen, die nie geraucht haben. Denn etwa 47 Prozent der Todesfälle sind Frauen, 28 Prozent Kinder und 26 Prozent männliche Nichtraucher.

Dass bei den DALYs vor allem Kinder betroffen sind, greift auch die Deutsche Krebshilfe auf. „Eltern wollen eigentlich nur das Beste für ihre Kinder“, sagt Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Krebshilfe.

„Leider muss aber in Deutschland fast die Hälfte aller Kinder zu Hause passiv mitrauchen. Sie werden damit einem erheblichen Gesundheitsrisiko ausgesetzt.“ Eltern hätten zudem eine große Vorbildfunktion: Wenn beide Elternteile rauchten, fingen die Kinder mit hoher Wahrscheinlichkeit später selbst an zu rauchen, so Nettekoven.

Ein Drittel aller Krebserkrankungen ist der Krebshilfe zufolge auf das Rauchen zurückzuführen. Die Deutsche Krebshilfe rät daher, dass Raucher auf keinen Fall in der Nähe von Kindern rauchen sollten, auch nicht am offenen Fenster in der Wohnung oder im Auto. Denn die Schadstoffe des Tabakrauchs setzten sich an Wänden, Möbeln oder Textilien ab. Lüften oder Lüftungsanlagen seien nicht geeignet, um die Belastung mit krebserregenden und anderen giftigen Stoffen aus dem Tabakrauch angemessen zu beseitigen.

Quelle: http://www.aerztezeitung.de/news/article/631268/passivrauchen-600000-menschen-sterben-jaehrlich-folgen.html