Jugendschutz sagt nicht „maybe“ sondern „Schluss!“

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Was für Menschen gelten sollte, nämlich dass Raucher und Nichtraucher unabhängig von einer körperlichen Sucht Freunde sein sollten, das gilt nicht für Tabakproduzenten und Aufsichtsbehörden. Die friedliche Koexistenz darf man hier nach vielen Jahren der Toleranz endlich als begraben betrachten: und das erste Opfer ist die nervtötende Kampagne von Marlboro-Hersteller Philip Morris. Sowohl die zuständigen Landesbehörden als auch das Bundesverbraucherschutzministerium sind zur Auffassung gekommen, dass sich die Kampagne vor allem an Jugendliche und Heranwachsende richtet und diese zum Rauchen veranlasst; sie verstößt also nach geltendem Recht gegen das Vorläufige Tabakgesetz.

Die Kampagne wirbt mit dem Slogan „Don’t be a Maybe“ – sei kein Untenschlossener – und suggeriert in unseren Augen, dass ohne Tabak-„Genuss“ keine Kreativität möglich, keine echte Freiheit erlebbar und wahre Liebe nicht war werden kann. Auf den Plakaten sind junge Leute beim Musizieren oder küssen zu sehen, während sie über Zäune springen oder in ihrer eigenen Motorradwerkstatt sitzen und werden mit den veränderlichen Sätzen: „Maybe …“ „…  will never be her own boss“, „… never wrote a song“, „… never learned to fly“, “ … never feels free“ oder „… never found a way“ beschrieben.

Entscheiden sie selbst: in welcher Lebensphase ließen Sie sich überzeugen, dass Zigaretten Einfluss auf ihre Kreativität oder (gefühlte) Freiheit haben können? Es ist nach unseren Informationen das erste Mal in Deutschland, dass eine Kampagne auf Aufforderung der Gesundheitsbehören vom Konzern zurückgezogen wird. Noch gibt Philip Morris den Stop der Kampagne als vorrübergehend an. Das Bundesverbraucherschutzministerium schreibt dazu, dass der Tabakriese auf „freiwilliger Basis unverzüglich die Verwendung von Außenwerbeplakaten für die genannte Kampagne in Deutschland aussetzen“ wird.

Äußerst kreativ gingen dagegen schon länger Privatpersonen mit den Plakaten um. Im Netz kursieren Bilder von überklebten Plakaten nach der Guerilla-Werbung-Taktik. Da steht anstelle des originalspruchs dann schon mal: „Maybe will die of lung cancer“ („Vielleicht wird an Lungenkrebs sterben.“) oder „Maybe you should go fuck yourself“ (frei: „Vielleicht solltest Du Deine sexuelle Frustration an Dir selbst auslassen“). Und anstelle des duchgestrichenen MAY bei MAYBE gibt es in der Kritiker-Welt ein Durchgestrichenes CER bei CANCER.

Dass der Konzern, der seine langfristige Stratgie des Cowboys-Images eben erst aufgegeben hat, ein neues so schnell aufgibt bleibt zweifelhaft. Der Imagewechsel vom Marlboro-Country hin zum Tabak verherrlichenden „Be!“ soll Marlboro seinen Platz unter den Top-Zigarettenmarken sichern. Immerhin gewann der Tabakproduzent mit der von Franko Giannoto 1954 entwickelten Dreiecksschachtel und dem Werbestrategiekonzept von Leo Burnett in den 60ern den Platz 1 und wurde zur meistverkauften Zigarettenmarke der Welt.

Allen Rauchern kann man nur wünschen, dass sie nicht maybe sondern ganz sicher den persönlichen Rauchstopp schaffen und die Abhängigkeit von Tabak und den kommerziellen Verwertern eines ungesunden Lasters schaffen können. Und den lenkungsfähigen Jugendlichen: seit stark, ES (im Endeffekt alles) geht nicht nur besser ohne Tabak, es geht vor allem unabhängig, reicher, freier und gesünder!