Wird die Tabak-Propaganda gestoppt?

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Wissenschaftler, die im Namen der Tabak-Industrie Studien herausgeben, um die Gefährlichkeit von Tabak zu verschleiern, zu leugnen oder sogar einen positiven Effekt in der Verwendung von Zigaretten vorzutäuschen? Vergangenheit. Zumindest für die internationalen medizinischen Fachzeitschriften soll das künftig gelten. Nach dem im letzten Jahr verschiedene wichtige Zeitschriften, darunter das Bitish Medical Journal, bereits angekündigt haben, keine von  der Tabakindustrie (mit-)finanzierten Studien gleich welchen Inhalts veröffentlichen zu wollen, zieht nun auch das European Journal of Public Health nach.

In vielen Beiträgen im Netz sprechen alle möglichen Diskussionsteilnehmer Ihre Freude oder aber offene Kritik gegen diesen Schritt aus. Einige Wissenschaftler betonen, es hätte im Lauf der Zeit auch diverse Studien gegeben, Grundlagenforschung zur Krebsentstehung etwa, die auch durch die Rauchkonzerne finanzier worden wären. Dass dieses Material aber nur gesammelt und ausgewertet wurde, um auszusagen, dass bei Krebs noch längst nicht alles erforscht sei, Rauchen also nur ein kleiner Teilaspekt bei der Entstehung von Krebs sein könne, Rauchen also per se gar nicht so schlimm wäre räumen die Befürworter einer von Tabak-Geld freien Gesundheitsmedizin ein. Sie legen Wert darauf, dass beispielsweise gezielte Desinformation in Artikeln von gekauften Wissenschaftlern gang und gäbe gewesen sei. Ein Beispiel hierfür ist eine Studie zu arbeitsbedingten Herz-Kreislauf-Risiken (Ziel: die negativen Folgen des Rauchens auf Herz und Kreislauf herunterzuspielen).

Auch wenn Autoren ihre Interessenkonflikte (wie z. B. ein Sponsoring durch Tabakkonzerne) offenlegen ist es für andere Mediziner schwierig nachzuweisen, dass der wissenschaftliche Wert solcher Studien Unsinn ist oder noch schlimmer: Lügen verbreitet. Das sogenannte Peer Review, also die Überprüfung der Studienergebnisse, die in den wissenschaftlichen Artikeln publiziert werden, ist gerade im Fall der gezielten Manipulation von Studien sehr schwer nachzuweisen; wissenschaftliche Methoden werden korrekt eingehalten – nur die Ergebnisse weisen gezielt in die falsche Richtung.

Das European Journal of Public Health schreibt: „As the authors of the BMJ and the others journals noted, it is time to cease supporting the now discredited notion that tobacco industry funded research is just like any other research. Refusing to publish research funded by the tobacco industry affirms our fundamental commitment not to allow our journals to be used in the service of an industry that continues to perpetuate the most deadly disease epidemic of our times.“ (Sehr frei und stark verkürzt: Es ist an der Zeit, bezahlte und manipulierte Artikel einer tödlichen Industrie nicht länger zu drucken und damit unsere Glaubwürdigkeit zu wahren.)

Einen Artikel zur Finanzierung der Wissenschaft durch die Tabak-Industrie kann man auch beim Spiegel in der Ausgabe 49/2009 nachlesen.

Hoffentlich kommt es dadurch zu realistischen Einschätzungen der Gefahren von Zigaretten und anderen Rauchartikeln und Tabakprodukten. Dass die wissenschaftliche Arbeit dadurch gefährdet sein soll kann ich nicht erkennen; weder durch das Fehler eines Blickwinkels noch durch die fehlenden Gelder.

 

Quellen: http://eurpub.oxfordjournals.org/content/current, http://scienceblogs.de/gesundheits-check/2014/04/29/artikel-der-tabakindustrie-unerwuenscht-nun-auch-beim-european-journal-of-public-health/Quell