In Wien wird Datenschutz klein geschrieben

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Werbung lässt sich immer optimieren. Und je mehr Geld ein Produkt einbringt, desto effizienter kann die Werbung gestaltet werden. Bei Zigarettenwerbung im öffentlichen Raum, in diesem Fall am Point-of-Sales (PoS, Verkaufsort), lohnt es sich wohl auf jeden Fall. In zwei Kiosken, die in Wien Trafiken heißen, in der Österreichischen Hauptstadt hat Philip Morris (PMI) nun Gesichtsscanner installiert, um jedem „Kunden“ die „perfekte“ Zigarettenmarke (je nach Alter, Geschlecht usw.) „anzubieten“.

Die Werbedisplays reagieren also auf unterschiedliche Personen unterschiedlich und zeigen die vom Konzern ausgewählte Marke. Nach Konzernangaben werden keine gescannten (d. h. gefilmten oder fotografierten) Gesichter gespeichert sondern lediglich die o. g. Merkmale zu statistischen Werten berechnet. Diese Merkmale (also welche Gruppen von Menschen kaufen wann ein) werden allerdings sehr wohl gespeichert und natürlich auch unmittelbar ausgewertet um möglichst auch zu einem tatsächlich Kauf der angezeigten Marke zu führen.

Für mich stellen sich mehrere Fragen:

  • Wer stellt sicher, dass die Fotos/Videos tatsächlich nicht gespeichert oder mit Internetrecherchen abgeglichen werden (theoretisch ist eine Identifizierung möglich!) – nach EU Datenschutz-Grundverordnung ist hierfür der Veranlasser zuständig – aber wer überwacht ihn?
  • Was passiert, wenn Kinder oder Jugendliche einkaufen? Wird ihnen auch eine Marke „empfohlen“?
  • Wie kann sichergestellt werden, dass die Kamera, die ja in den öffentlichen Raum filmt, nicht jeden Spaziergänger mit aufzeichnet?

Sollte einer meiner Leser aus Wien kommen: stellt doch mal eine Anfrage beim Tabakkonzern PMI oder beim Verbraucherschutz! Leider habe ich bisher die Adresse der beiden Trafiken nicht herausgefunden, so dass kein „Selbstversuche“ mit Jugendlichen möglich scheint … wenn jemand die Kioske verorten kann, freue ich mich auf einen Kommentar oder eine Mail!

Q: Leadersnet.at