Als erstes Land weltweit führt Australien auf dem gesamten Kontinent ein neues Gesetz ein, das Zigarettenschachteln einheitlich grün-braun vorschreibt, der Markenname dezent am unteren Rand angebracht. Jetzt hat die Regierung auch vor dem höchsten Gericht in Canberra einen Rechtsstreit gewonnen und darf noch einen Schritt weiter gehen. Auf den Schachteln werden nicht nur keine Logos oder Werbeaussagen angebracht, der Hauptteil wird durch Warnhinweise großflächig auf die Gefahren des Rauchens hinweisen.
In Deutschland, einem der Länder in denen Politiker am hartnäckigsten Versuche boykottieren, durchgängige und harte Tabakwerbeverbote durchzusetzen, würden langatmige Sprüche in schwarzem Trauerrand auf den Päckchen prangen. Australien macht es gleich richtig: Wenn ein Konzern Zigaretten verkaufen will, muss er zeigen was das bedeutet: Tod, Leid, Entsetzen.
Auf den Schachteln werden künftig Hinweise wie „Bryan starb mit 34 – und so sah er 10 Wochen vorher aus“ (engl.: „Bryan died aged 34 – 10 Weeks earlier“) und zwei Photos eines Menschen gezeigt: Bryan in klein mit Lächeln und lockigem Haar und Bryan kurz nach seinem Tod: abgemagert, glatzköpfig und eingefallen. Das klingt erst einmal nach wirklich schwer verdaulichem Stoff; die Realität zeigt aber, dass mit halbherzigen Versuchen das Rauchen (vor allem bei Kindern und Jugendlichen) einzudämmen kein Blumentopf zu gewinnen ist.
In Deutschland jubilieren Krebsforscher und Nichtraucher- / Verbraucherschützer über das Urteil, das die Verpackungsverordnung gegen die Meinung der Zigarettenhersteller durchsetzt. Mit welcher Dreistigkeit manche Konzerne aber Presseerklärungen abgeben will mir nicht ins Hirn. British American Tobacco plc (Markeninhaber v. u. a. Dunhill, Benson & Hedges) ließ verlautbaren: „Diejenigen, die für die Einheitsverpackung sind, glauben, dass Kinder damit einen Grund weniger haben, mit dem Rauchen anzufangen. Aber es gibt keinerlei Beweise, dass die Einheitsverpackung Einfluss darauf hat, ob jemand mit dem Rauchen anfängt oder nicht, auch bei Kindern nicht.“
Natürlich gibt es dafür keine Beweise; aber es gibt genug Beweise
- dass Kinder rauchen
- dass Werbung bei Kindern ankommt und sie verleitet (z. B. die Kampagnen „Old Joe Camel“ oder „Cool Kids Can Wait“)
- dass Rauchen krank macht.
Deshalb wird Australien wohl den ersten Beweis antreten, durch Einführung der neuen Verpackungsvorschriften. Ich bin schon sehr gespannt, ob die Auswirkungen noch deutlicher sein werden, als die bisherigen Maßnahmen Australiens, mit denen das Land die Zahl der abhängigen Raucher im Land seit 1983 mehr als halbiert hat. Einen ersten Einblick in die „Werbewirksamkeit“ von bildhafter Warnung vor Tabak hat die Gesellschaft für Konsumforschung GfK im Auftrag der Regierung in Canbarra durchgeführt: http://www.yourhealth.gov.au/internet/yourhealth/publishing.nsf/Content/8B0333A18648BCF3CA25796E0023D826/$File/Market%20testing%20-%20Graphic%20Health%20Warnings%20-%20Phase%20Three%20Refinement%20of%20Warnings.pdf
Daraus sind auch folgende Bilder entnommen, die mögliche künftige Schachtelmotive und Schachteldesigns zeigen.