Aus der Risikobewertung in die Lobby

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Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist unter anderem dafür zuständig. Die Gefährlichkeit von Produkten, die neu auf den Markt kommen, einzuordnen und dann an Politik und Industrie Handlungsvorgaben (z. B. in Form von Normungen) herauszugeben.

In diesem Institut arbeitet bis zuletzt der Chemiker Frank Henkler-Stephani. Er war dort nicht nur für die Zulassung von Tabakerhitzern, an der Normierung für Tabakerhitzer und E-Zigaretten sondern sogar an der Jugendschutzgesetzgebung für solche Artikel beteiligt. Sein letzter Arbeitstag wird der 30. April sein, danach wechselt er zum Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse. Auch wenn sich H.-S. in den Monaten vor seinem jetzigen Wechsel wohl nicht mehr direkt mit Tabakfragen beschäftigte und der Verband von „ausreichend Karenzzeit“ spricht, gilt der politisch und im BfR hervorragend vernetzte Fachman als Türöffner für die Forderungen der Tabakindustrie.

Ist das ein Skandal? Mit unserem eindeutigen JA stehen wir nicht alleine da. Das Forum Rauchfrei und viele Verbände, die Tabakprodukten und/oder dem Lobbyismus kritsch gegenüber stehen, meinen ebenfalls: eindeutig; ein handfester Skandal!

Henkler-Stephani möchte das gesundheispolitische Potential von E-Zigaretten bewerben helfen, das heißt wohl die Legalität solcher Produkte „positiv“ zu beeinflussen, die Werbemöglichkeiten voll auszuschöpfen (sprich: Tabakwerbekontrolle auszuhöhlen) und natürlich auch die Steuergesetzgebung dahin zu trimmen, dass die aktuell günstigen Besteuerungssätze erhalten und nicht auf Tabakniveau angehoben werden.

Dabei muss man der Realität ins Auge blicken: als Ausstiegshilfen können neuartige Erzeugnisse eine weniger schädliche Alternative als Rauchen echter Tabakzigaretten sein. In den meisten Fällen sind Verdampfer & Co. aber eine Einstiegshilfe in eine lebenslange Sucht für junge Raucher*innen – die Suchtkonditionierung einer unnötigen, gesundheits- und umweltbelastenden Handlung sind direkt den Verhaltensmustern der Zigarettenraucher*innen entlehnt. Und sie könnten und werden sehr sicher zu einem Einstieg in niktotinhaltige Produkte oder Zigaretten bei regelmäßigen Konsument*innen führen.

Q: TAZ