Der Klimawandel ist vor allem im globalen Süden angekommen und präsent, die Umweltkatastrophen (also Hochwasser, Trockenperioden und Sturmereignisse) nehmen aber auch in den Wohlstands-Nationen zu. Seit einigen Jahren wird nun endlich versucht, etwas gegen die Erwärmung der Erde zu tun und die Folgen des menschgemachten Klimawandels zu begrenzen.
Dabei ist es natürlich sinnvoll, zuallererst diejenigen Dinge zu unterbinden, die weder nützlich noch sinnvoll sind. Flugreisen? Sind manchmal nötig. Autofahren? Für vielen Menschen hängt daran die gesamte Existenz. Fleisch essen? Traditionell tief in unserer Gesellschaft verankert, auch wenn es schon eine Menge Umsteiger (d. h. Flexitarier, Pescarier, Vegetarier und Veganer) gibt. Das heißt aber für alle drei Dinge nicht, dass man Sie „auf Teufel komm raus“ weiter praktizieren könnte, es gilt sie auf das notwendige Maß einzuschränken.
Was aber tatsächlich weder sinnvoll noch nützlich ist, sondern ganz im Gegenteil teuer, schädlich für den einzelnen und zerstörerisch für Klima und Umwelt, ist das Rauchen. Tabak, sein Anbau, die Trocknung, der Transport, die Verpackung, der Vertrieb, der Konsum (also das Rauchen) und die Entsorgung sind gigantische Welt-Zerstörungs-Ereignisse. Und sie kosten nach Schätzungen der WHO jedes Jahr etwa acht Millionen (8.000.000) Menschenleben.
Der Einfluss des Rauchens auf die Welt beginnt weit vor dem Rauchen …
Weltweit wird Tabak auf geschätzten vier Millionen Hektar Ackerland angebaut und dort etwas mehr als 3 Millionen Tonnen Rohtabak erzeugt. Der Anbau ist heute weitgehend in Regionen verlagert, in denen Menschen niedrige Löhne erhalten und kaum von Arbeitsschutzmaßnahmen profitieren. Zu den wichtigsten Anbauländern zählen China, Indien, Brasilien, Indonesien Simbabwe, Pakistan und Malawi.
In vielen Anbaugebieten konkurriert der Tabak mit Lebensmitteln für die Bevölkerung, es wird entweder dringend benötigtes Wasser für den Tabakanbau verschwendet oder Wald wird gerodet, um neue Anbauflächen zu erhalten – jedes Jahr ist der Tabak für den Verlust von etwa 600 Millionen Bäumen verantwortlich. In Afrika liegen die Tabakfelder zu etwa 90% im „Miombo“ genannten Trockenwäldern und Buschland. Die Hälfte des dort in den vergangenen Jahren für dieses einzigartige Ökosystem verloren geganene Land geht auf den Anbau und die Trocknung des Tabaks.
Zudem sind für die Monokultur des Tabaks große Mengen an Düngemittel und Pestiziden von Nöten. Tabakanbau ist für einen erklecklichen Humusabbau verantwortlich. Denn Tabak entzieht anders als viele andere Pflanzen dem Boden sehr viel mehr Stickstoff, Phosphor und Kalium und laugt die Erde rasch aus.
Die Trocknung bestimter Tabaksorten, die eine der Reifestufen der für die Lager- und Verbrauchsfähigkeit nötigen Fermentation ist, findet bei manchen Sorten und in manchen Regionen unter freiem Himmel oder unter Wellblech statt. Andere Sorten müssen durch Verbrennung oder Heißluft getrocknet werden. Dafür werden nicht mehr nur Holz oder fossile Brennstoffe verfeuert, sondern vor allem in Ländern, in denen auch Kleidung für die westliche Welt produziert wird (z. B. Pakistan), häufig auch Reste aus der Textilindustrie. Durchschnittlich muss für Tabak für ungefähr 300 Zigaretten ein Baum gefällt werden.
Häufig helfen Kinder bei der Ernte, sie sind die billigsten Arbeiter für deren Eltern. Da es bei den oft ohnehin hochverschuldeten Kleinbauern an Geld für Schutzausstattung selbst einfacher Art (Handschuhe) mangelt, kommt es bei Kindern und Erwachsenen regelmäßg zu Vergiftungen durch das Nervengift Nikotin, das die Haut durchdringen kann. Schätzungen sprechen von bis zu 54 Milligramm Nikotin, was der gerauchten Menge von 50 Zigaretten entspricht.
Beim Rauchen einer Zigarette findet eine Verbrennung (oder in neuartigen Produkten eine Verglimmung) statt, die Treibhausgase freisetzen. Die Gesamtbilanz entspricht mit fast 84 Millionen Tonnen CO2 wie dem jährlichen Ausstoß von Israel. Das liegt auch am Gesamtverbrauch an fossilen Energien, die während der Produktion und dem Transport anfallen. Für die Tabakproduktion werden mit 21 Millionen Tonnen Erdöl in etwa soviel Primärenergie verbraucht, wie Ungan pro Jahr benötigt.
Ein Raucher, der 50 Jahre lang täglich 20 Zigaretten raucht, produziert mehr als fünf Tonnen Kohlendioxid-Aquivalente; und die Herstellung jeder einzelnen Kippe verbraucht 3,7 Liter Wasser.
Auf der Fläche, auf der eine Tonne Tabak wächst, könnten in geeigneten Regionen wie etwa südlich der Sahara etwa sechs Tonnen Tomaten oder eine halbe Tonne Weizen gedeihen. Der Wasserverbrauch von Tabak ist übrigens etwa fünf- bis achtmal höher als bei Tomaten!
… und endet erst lang, lang nach dem Rauchen
Übrigens: entgegen der Behauptungen der Tabakindustrie ist es weder die Schuld oder Verantwortung der Verbraucher:innen, dass Zigarettenkippen meist nicht korrekt entsorgt werden, noch dass von den sechs Billionen weltweit jährlich gerauchten Zigaretten etwa 4,5 Billionen in der Umwelt landen. Jeder dieser Kunststofffilter enthält Gifte aus dem Tabak und seiner Verbrennung, die – je nach Berechnungsmodell – 40 bis 60 Liter Trinkwasser vergiften.
Die Zigarettenproduzenten wollen mit den unterschiedlichen Greenwashing-Methoden ausschließlich ihre gigantischen Gewinne nicht mit Umweltschutzabgaben gefährden. Sie wollen auch nicht auf die Kunststoff-Filter (zumeist Celluloseacetat) verzichten, die sehr billig sind und obwohl Sie keinen nachweisbaren Gesundheitsnutzen haben, die Menge des Tabaks (und so die Kosten) pro Zigarette reduzieren.
Außer in Frankreich werden die Tabakmultis bislang nirgendwo in Europa an den Entsorgungskosten beteiligt. Und das obwohl Zigarettenstummel nahezu überall wild verklappt werden und zu finden sind und allein in Deutschland gigantische Kosten von rund 700 Millionen Euro auf alle Bürger umgelegt werden; also auch auf Nichtraucher.
In Frankreich steht in vielen Städten übrigens auf den Gullideckeln: „Hier beginnt das Meer – wirf nichts rein“.
Quellen: Tagesschau, Ökotest, Spektrum, WDR, Wikipedia