Zur Bekämpfung des Tabakkonsums haben deutsche Krebsforscher ein Verbot bunter Zigarettenverpackungen gefordert. Einheitliche graubraune Packungen sowie abschreckende Bilder auf den Zigarettenschachteln könnten helfen, dass vor allem weniger Jugendliche mit dem Rauchen anfangen, erklärte Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) heute in Heidelberg.
Das sei eine einfache Strategie gegen die „permanente, unterschwellige Werbung“. Nachdem der Tabakindustrie einige wichtige Werbekanäle wie Fernsehen, Radio und Printmedien wegen des Werbeverbots nicht mehr zur Verfügung stünden, seien die Verpackungen zu einem immer wichtigeren Werbeträger geworden, betonte die Expertin.
Derzeit sind Tabakverpackungen in Deutschland lediglich mit schriftlichen Warnhinweisen wie „Rauchen kann tödlich sein“ oder „Rauchen lässt Ihre Haut altern“ versehen. Die Wirksamkeit dieser Warnhinweise werde jedoch durch die Werbung und das Design der Zigarettenschachteln erheblich abgeschwächt, erklärte der Rechtsexperte Tobias Effertz von der Universität Hamburg anlässlich einer Konferenz für Tabakkontrolle in Heidelberg.
Er verwies auf Studien, wonach Kinder und Jugendliche eher mit dem Rauchen beginnen und daran festhalten, je mehr sie mit Tabakwerbung in Kontakt kommen. Deshalb sei es dringend nötig, die Tabakwerbung weiter einzuschränken. Im November hatte bereits die britische Regierung ein Verbot bunter Zigarettenschachteln angekündigt.
Pötschke-Langer forderte zugleich ein EU-weites Verbot der Zusatzstoffe in Zigaretten, wie es beispielsweise bereits in Kanada durchgesetzt worden sei. Frucht- oder Schokoladenaromen machten Zigaretten insbesondere für junge Menschen attraktiver. Andere Substanzen erleichterten das Rauchen, indem sie das unangenehme Kratzen im Hals beim Inhalieren linderten.
Dadurch würden schon Kinder zum Rauchen verführt. Zudem würden Raucher dazu verleitet, den Rauch tiefer zu inhalieren. Es gerieten mehr giftige und krebserregende Substanzen in den Körper, und auch das Suchtpotenzial steige.
Insbesondere Menthol mache den Forschern große Sorgen. Der Rauch werde durch diesen Zusatzstoff besonders tief inhaliert. Zudem stehe Menthol in Verdacht, in Kombination mit Nikotin ebenfalls süchtig zu machen, warnte die Expertin.
Pötschke-Langer zeigte sich optimistisch, dass das Verbot der Zusatzstoffe und die einheitliche Verpackung in den nächsten fünf Jahren EU-weit durchgesetzt werden können. Sie rief die Verbraucher zugleich dazu auf, am öffentlichen Konsultationsverfahren zur künftigen EU-Tabakproduktrichtlinie teilzunehmen, das noch bis zum 17. Dezember läuft.
Das DKFZ warnte zugleich davor, das derzeit in der EU geltende Verbot des schwedischen Tabakprodukts Snus aufzugeben. Snus besteht aus Tabak, dem Aromen, Salze und andere Stoffe zugesetzt werden. Die kleinen Päckchen werden zwischen Lippe und Zahnfleisch geklemmt und gelutscht. Snus sei ein gefährliches Produkt, das genauso abhängig machen könne wie Zigaretten, warnte die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stabsstelle Krebsprävention, Katrin Schaller.
Zudem erhöhe es das Risiko, an Mundhöhlen-, Speiseröhren- oder dem besonders tückischen Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken.
Quelle: http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=43842&src=suche&p=rauchen