Psychologie, Rauchstopp und Politik

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Dass Zigarettenrauchen als „normal“ anerkannt und als „Genuß“ verklärt wird ist heute – vergleicht man die Situation mit Fernsehbildern der vergangenen Jahrzehnte – zum Glück schon längst nicht mehr Fakt.

In der Medizin sieht man Tabakrauchen auch ganz sachlich als Nikotinmissbrauch, als Sucht. Durch dein Einfluss der finanzstarken Tabaklobby ist es aber noch immer nicht soweit, dass in Deutschland Rauchen im öffentlichen Raum oder in geschlossenen, öffentlich zugänglichen Räumen verboten wäre. Noch nicht mal ein umfassendes Tabakwerbeverbot kann gegen die mächtigen Tabaklobbyisten innerhalb der CDU durchgesetzt werden – obwohl inzwischen selbst die FDP eingesehen zu haben scheint, dass Rauchen den Staat und die Gesellschaft viel mehr kostet als es an Steuereinnahmen, gesellschaftliche Einkommen usw. einbringt.

Wie massiv die psychischen und physischen Einflüsse des Konsums von Zigaretten auf das Leben eines Rauchers sind, wird häufig bis heute unterschätzt. Gerauchtes Nikotin ist einer der am stärksten abhängig machenden Stoffen. Selbst Raucher reden sich ein, sie können „jederzeit aufhören“ – die Statistik zeigt anderes: noch nicht mal einem Drittel, derer die einen Rauchverzicht beginnen, schaffen den Ausstieg. Das Ausmaß der Abhängigkeit wird oft erst erkannt, wenn bereits körperliche Symptome der angerichteten Schädigungen sichtbar werden.

Raucher erklären oft, dass sie Entspannung durch die Zigarette (heute häufig auch E-Zigarette oder Verdampfer) verspüren würden. Es zeigt sich in Untersuchungen jedoch, dass sie lediglich die Entzugserscheinungen dämpfen und noch nicht mal auf das Stress-Level eines Nichtrauchers kommen. Leider ist Rauchen noch immer sozial akzeptiert (wer würde es denn tolerieren, wenn ein Kollege um 10 Uhr morgens sagt: „Ich gehe nur mal schnell vor die Tür, ein Bier trinken.“?), es gibt kaum soziale Einschränkungen oder gesellschaftliche Missbilligung.

Der Raucher selbst ist aber nicht der Böse, selbst wenn er Nichtraucher und vor allem sich selbst gefährdet. Er ist in dem großen Spiel ums Geld nur einer der Verlierer. Und Verlierer gibt es im Geschäft mit dem Tabak viele:

  • Tabakbauern in den ärmsten Regionen der Welt und ihre Kinder
  • die Umwelt, durch den Raubbau und den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden sowie auf Mineralöl basierenden Kunstdünger
  • Raucher
  • Nichtraucher
  • die Umwelt (schon wieder), durch die Produktion von Celluloseacetat und die unmöglich sach- und fachgerecht zu leistende Entsorgung Filtern, die nach dem Rauchen Unmengen an Schadstoffen enthalten und selbst aus biologisch unverträglichem Kunststoff bestehen
  • die Gesellschaft – durch Arbeitsausfall, Krankheit, Frühverrentung und frühen Tod entstehen menschliches Leid und Unsummen an Folgekosten für Kranken- und Rentenkassen

Einzige Gewinner sind die Aktionäre und Eigentümer der wenigen multinationalen Tabakkonzerne. Ist das nicht traurig? Muss man da nicht was dagegen tun? Und was wäre dies? Na, da hätten wir schon ein paar gute Ideen (die nicht unsere sind, die uns aber alle überzeugen):

  • ein sofortiges und umfassendes Tabakwerbeverbot, das auch für neuartige Produkte wie Tabakerhitzer, Vaporisatoren und Verdampfer umfasst, auch am Verkaufsort (Point-of-Sale, POS) muss eingeführt werden
  • der Verkauf von Zigaretten muss eingeschränkt werden – ein Verbot von Zigarettenautomaten (deren Oberfläche momentan ja auch gleichzeitig als Werbefläche fungiert) gefolgt von der Einschränkung auf spezialisierte Geschäfte (d. h. z. B. den Verbotsverkauf in Tankstellen) ist überfällig
  • Plain Packaging – die neutrale Verpackung aller Schachteln ohne Farbgestaltung oder Logo unterstützt Raucher beim Ausstieg durch Trennung der Markenbindung
  • parallel zu diesen Einschränkungen müssen Abhängige möglichst schnell bessere ärztliche Unterstützung beim Rauchstopp erfahren – psychologische Betreuung während eines Entzuges wird aktuell trotz Einstufung als Suchterkrankung noch nicht von den Krankenkassen in Deutschland übernommen
  • eine gesetzlich fortgeschriebene Erhöhung der Tabaksteuer in möglichst hohen Stufen fördert bei jeder Erhöhung den Ausstieg und durch den höheren Abgabepreis sinkt die Bereitschaft bei Kindern und Jugendlichen die Bereitschaft zu rauchen
  • Suchtprävention, die aktuell z. B. durch den Verein „Aufklärung gegen Tabak e. V.“ in Schulen statt findet, muss gesellschaftliche Aufgabe werden und fest in den Lehrplänen und der Lehrerausbildung verankert werden
  • ein Verbot der Einflussnahme durch Tabakkonzerne und -Interessenvertretern auf die Politik – durch Spenden, Sponsoring und Einladungen nehmen diese weitreichenden Einfluss auf Parteien, Politiker und damit auf die Erreichbarkeit der o. g. Ziele